NEWS  
Reggae Culture ... wha gwaan?
Gedanken zum Reggae-Zeitgeschehen in Halle/Leipzig und Umgebung
Kapitel 1: Soundsystem-Dances
 
 
 

Es ist nicht so, dass Reggae/Dancehall-Partymäßig nichts geht in Halle/Leipzig und Umgebung ... Dances gibt es regelmäßig - sei es "Boom Salute!", "Everblazin'", "Fly High!" oder "Hotta Fire Reggaestation" - aber die Besucherzahlen sind seit einiger Zeit rückläufig. Die Begeisterungsfähigkeit für die Vibes von der jamaikanischen Insel hat ihren Zenit längst überschritten ... oder geht andere Wege? Fakt ist, dass Reggae- & Dancehall-Kultur hierzulande Wurzeln geschlagen, aber die Szene sich stark ausdifferenziert hat, was natürlich sehr positiv zu sehen ist. Verschiedene Elemente dieser Musik werden unterschiedlich interpretiert, reproduziert und präsentiert. So haben die Wurzeln viele Äste zu versorgen, die dann jeweils dementsprechend kleiner werden ... weniger Zweige, weniger Blüten. Aber die Blüten gibt es ja noch ... nur erreichen sie nicht mehr so viele Leute. Reggae klingt schön, klingt cool, ist Entertainment, zum Spaß haben, lässt einen dahinschmelzen, die Hüften schwingen ... Inhalte? Kaum noch vermittelbar (? oder !) ... und damit sind nicht unbedingt nur die Textinhalte gemeint, bei denen die Vermittelbarkeit schon auch ihre Grenzen hat, die aber generell, wenn auch nicht immer, möglich ist - gemeint ist aber vor allem die Geschichte, die Reggae/Dancehall-Culture. Die erreicht nur die Heads, die Massive ... und die scheinen weniger zu werden, weil scheinbar auch keine neuen nachkommen.
 
Reggae-Festivals wie Summer Jam, Chiemsee Reggae Summer oder Bersenbrücker Reggae Jam brauchen sich da weniger Sorgen zu machen. Die Besucherzahlen steigen von Jahr zu Jahr. Die Liebe zum Reggae wird eben konzentriert abgegeben, bei „Großereignissen“ mit einer Vielfalt von Bands und Künstlern. Die Reggae-Bühne beim Splash ist allerdings auch Geschichte. Deutsche Reggaebands haben Fans und Nicht-Fans. Soundsystem-Dances sind beliebt bei den Einen, aber nicht bei den Anderen usw. ... aber das muss ja nicht das Ende sein. Entweder versucht man neue Wege zu gehen oder gibt sich mit Weniger zufrieden ... oder vielleicht ist es nur eine Schwächeperiode ... aber ob es wieder stärker wird, hängt nicht nur vom (potentiellen) Publikum ab, sondern auch von den Akteuren der Szene... ob sie ihre Masche durchziehen, weiter entwickeln - wenn möglich - und/oder den Bedürfnissen des (potentiellen) Publikums – Entschuldigung, böses Wort – „anpassen“.
 
Ist das jetzt der Bogen zu dem, was ich eigentlich schreiben wollte? Es ist eher eine Bestandsaufnahme, die sich aus eigenen Eindrücken (vor Allem in Halle, aber auch Leipzig) und ähnlich geäußerten anderen Erzählungen (vor Allem über Leipzig) der letzten Monate zusammensetzt. Es wäre sehr erfreulich, würde sich die Palette diesen Freitag wieder etwas mehr füllen, als es beim letzten Dance im Juni mit Barney Millah der Fall war. Selbst ein Barney Millah, der zu den erfahrensten Reggae-Selectahs in Deutschland zählt, für Qualität steht, sie auch bewiesen hat und vom Stil her sicherlich hervorragend zur Palette gepasst hat, kann einen Dance nicht zum Explodieren bringen, wenn die Leute fehlen. Dabei hat die „Everblazin’“-Partyreihe der Neu-Hallenser von Sunny Friday äußerst vielversprechend angefangen, was die Besucherzahlen angeht (siehe Review von weiß nicht mehr wann) ... rein vom Konzept her sind die Dances nachwievor sehr ansprechend, aber wo bleiben die Besucher?
 
Es liegt eventuell nahe zu sagen, dass es an der Palette liegen könnte, frei nach dem Motto "Reggae in der Palette hat noch nie wirklich funktioniert" ... aber das Argument passt nicht, denn ähnlich beim „Boom Salute“ des Hotstepper Sounds im La Bim: Auch wenn es sich hier aufgrund des viel kleineren Raums, der kleineren Tanzfläche, trotz niedrigerer Besucherzahlen schneller füllt und sich dadurch einfacher ein gewisser Vibe einstellt, war der letzte Dance Anfang Juli erschreckend leer. Hot Shorts & Mini, das Ladies-Motto des Abends, waren dadurch auch sehr schwach vertreten, selbst wenn eine Lady schon am Eintritt einen Preis für das schönste und heißeste Outfit des Abends hätte verliehen werden müssen, da es die Konkurrenz verdammt schwer gehabt hätte, aber es war ja keine da ...
 
Auf ein Neues in der Palette: Diesmal legen die Gastgeber vom Sunny Friday Sound zusammen mit dem High Power Station Sound aus Görlitz auf. Die Jungs sind nicht das erste Mal in Halle zu Gast, hat man sie doch schon Selektah Makoya’s „More Fire“-Tänzen im ehemaligen Hühnermanhattan am Steintor erleben können. Diesmal rocken sie hoffentlich die Palette.
 
In diesem Sinne ... universell und überregional: Big Up ALL Reggae/Dancehall-Massive & -Selectahs ... Unity is the way to survive … und bei manchen Geschichten, die ich höre und mitbekomme: Man kann sich den Kuchen auch teilen und muss nicht noch auf die Stücke der anderen spucken.
 
Jah Guide & Bless!

by arthur
16.07.09

 
 
 
 
www.wildeast-movement.de